In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gibt es einen Aufstand. Einen Aufstand
gegen eine Entscheidung, die die Synode Ende vergangenen Jahres getroffen hat: Statt endlich als eine der letzten Landeskirchen die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu ermöglichen, wurde ein entsprechender Entwurf zur Öffnung abgelehnt. Der Beschluss hat eine Schockwelle durch die Landeskirche geschickt und viele verzweifelt und wütend zurückgelassen – mich eingeschlossen.
Ich glaube folgendes: Wir müssen und werden es nicht schaffen, in dieser Frage auf einen Nenner zu kommen. Ich gebe zu, dass es mir schwer fällt, mit Blick auf die Segnung gleichgeschlechtliche Paare hier tolerant zu sein: Ich halte es für ein fatales und sehr verqueres Bibelverständnis, aus der Heiligen Schrift herauslesen zu wollen, dass liebevoll und von Treue und Respekt getragene Partnerschaften nicht von Gott gesegnet werden, und zwar unabhängig vom Geschlecht. Ich halte das in letzter Konsequenz für eine Haltung, die zutiefst unchristlich ist.
Aber, und das ist der Punkt: Ich kann für diese Meinung einstehen, dafür argumentieren, auch hart in der Sache. Aber ich muss letztlich akzeptieren, dass es in meiner Kirche Menschen gibt und geben wird, die das anders sehen. Ich kann niemanden zwingen, sondern nur dafür einstehen, dass es anders wird.
Meine erste Wut über den Beschluss ist inzwischen gewichen. Denn: Nie zuvor wurde so intensiv in unserer Landeskirche über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare diskutiert wir jetzt – nach dem Synodalbeschluss. Es mag noch ein wenig dauern. Aber ich habe die begründete Hoffnung, dass sich viel tut. Und am Ende des Weges eine bessere Lösung dabei herauskommt als der schlechte Kompromiss, den die Synode Ende letzten Jahres knapp abgelehnt hat.